Austausch statt Isolation!

Psychische Gesundheit und Suizidgefahr

Ende 2022 haben die Behörden die Ausschaffung eines jungen Afghanen nach Griechenland verfügt, obwohl ärztliche Zeugnisse eine grosse psychische Verletzlichkeit und ein hohes Suizidrisiko attestierten. Der Mann nahm sich in Genf das Leben.

Wenige Tage darauf reichte die grüne Ständerätin Lisa Mazzone eine Interpellation zur Suizidgefahr bei Asylsuchenden ein (siehe hier). Die schriftliche Stellungnahme des Bundesrates auf die Interpellation ist wenig überraschend. Im März 2023 hat Lisa Mazzone das Thema in der Fragerunde erneut aufgegriffen. Die Reaktion und empathische Sprache der zuständigen Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider lässt leise hoffen, dass den psychischen Leiden von Asylsuchenden in Zukunft besser Rechnung getragen wird (siehe hier auf Französisch).
In der Westschweiz haben sich im Verein MASM (Médecins Action Santé Migrant-e-s) diverse Ärzt*innen unterschiedlicher Fachrichtungen zusammengetan, welche direkt Zeug*innen der gesundheitlichen Leiden von Migrant*innen werden. Unter anderem wollen sie Politik und Bevölkerung für die negativen Folgen von Freiheitsbeschränkung und Unsicherheit auf die physische und psychische Gesundheit von Migrant*innen sensibilisieren. Immer wieder würden medizinische Gutachten von den Behörden zu wenig berücksichtigt (Le Temps, 26.01.2023, auf Französisch).

Suizidversuche und Selbstverletzungen sind in Kollektivunterkünften leider keine Seltenheit (siehe hier den ZiAB-Beitrag vom Oktober 2022).