Austausch statt Isolation!

Ukrainekrise – die Situation in den Bundesasylzentren

In den vergangenen Wochen sind tausende Menschen aus der Ukraine in der Schweiz angekommen. Politik, Behörden und die Zivilgesellschaft haben gezeigt, wie Geflüchtete willkommen geheissen werden könn(t)en. Die ZiAB begrüsst die Offenheit und grosse Unterstützung, welche diese Menschen in der Schweiz erfahren.

Um sich ein Bild über die aktuelle Lage bei den Bundesasylzentren zu verschaffen, hat die ZiAB den Kontakt zu verschiedenen Freiwilligengruppen in ihrem Netzwerk gesucht. Wie so oft, ist auch in dieser ausserordentlichen Lage die Situation von Bundesasylzentrum zu Bundesasylzentrum sehr unterschiedlich. Teilweise wurden und werden Freiwillige in ihrem Engagement komplett ausgebremst oder behindert. Beispielsweise bleibt einer Gruppe der Zugang zur Unterkunft trotz bewilligtem Projekt bislang versperrt, mit der Begründung, dass alle Aufenthaltsräume mit Matratzen belegt seien. Einer anderen Organisation wurde mit Absperrgittern – errichtet für die anstehenden Ukrainer*innen – der Eingang zu ihrem Begegnungsraum blockiert. In den Unterkünften der Asylregion Ostschweiz herrscht im Gegensatz dazu für die Freiwilligen weitestgehend ‘Courant normal’. Die Ukrainer*innen werden sofort nach ihrer Registrierung im Bundesasylzentrum mit Verfahrensfunktion Altstätten in eine provisorische Unterkunft transferiert. Der Alltag der Bewohner*innen des Bundesasylzentrums ohne Verfahrensfunktion in Kreuzlingen wird daher nicht von der aktuellen Situation tangiert.
Einzelne Gruppierungen, welche während den Corona-Massnahmen Mühe hatten Freiwillige für ihre Aktivitäten zu finden, werden nun mit Interessensbekundungen überhäuft. Die Frage, wie lange diese Solidarität anhalten wird und vor allem auch, wie die Solidarität sinnvoll ‘genutzt’ werden kann, beschäftigt viele Engagierte.

Sowohl Bund als auch die Kantone suchen laufend nach weiteren Unterbringungsmöglichkeiten. Nichtsdestotrotz steigt die Anspannung in den meisten Bundesasylzentren zunehmend. Für die ‘regulären Bewohner*innen’ bedeuten die ständig wechselnden Mitbewohner*innen aus der Ukraine zusätzliche Unruhe und noch weniger Privatsphäre. Das ohnehin sehr spärliche Angebot an Freizeitangeboten durch das Betreuungspersonal findet aktuell vielerorts wegen Überlastung und Platzmangel nicht statt. Personal vom SEM, welches für die regulären Asylverfahren zuständig wäre, wird nun für die Registrierung sowie Status-Gewährung der Ukrainer*innen eingesetzt. Die ohnehin viel längeren Verfahren von Schutzsuchenden anderer Herkunft verzögern sich dadurch weiter, was zu Unmut führt. Auch die Tatsache, dass Ukrainer*innen im Gegensatz zu anderen Geflüchteten öffentliche Verkehrsmittel aktuell gratis nutzen können, führt zu Spannungen. Für Schutzsuchende mit persönlichen Beziehungen in der Schweiz ist es zudem nicht nachvollziehbar, weshalb Ukrainer*innen privat untergebracht werden und ihnen selbst diese Möglichkeit in der Regel verwehrt bleibt.
Durch die überlasteten Strukturen, den zusätzlichen Stress, die mangelnde Beschäftigung und das Gefühl der fehlenden Fairness steigt das Gewaltpotential. Die Freiwilligen rund um die Bundesasylzentren und die ZiAB beobachten diese Entwicklungen mit grosser Besorgnis.

Für die grossen Herausforderungen, vor welchen die Mitarbeitenden des SEM und der Betreiberorganisationen aktuell stehen, hat die ZiAB Verständnis. Die ZiAB formuliert aber Forderungen an die Behörden.

Weitere Einblicke in die Situation in den Bundesasylzentren geben folgende Berichte:

Zum Thema der Ungleichbehandlung empfehlen wir:

Engagieren Sie sich aktuell für Geflüchtete? Folgende Links können Sie allenfalls unterstützen: